St. Andreas, Weigersdorf
Katholische Kirche St. Andreas. Filiale zu Pollenfeld seit 1355, nachdem Weigersder mit den übrigen Pfarrorten von der Pfarrei Titting ausgepfarrt wurde.
In einer anderen Lesart ist im Pastoralblatt des Bistums Eichstätt vom 30. Mai 1879 vc:- einem eigenen Pfarrsitz die Rede.
„Wigerichesdorf, jetzt eine Filiale der Pfarrei Polenfeld, ursprünglich wohl der Pfarrsitz selbst“.
Der Priester und Domherr zu Eichstätt Volchmar soll auf seinem vom Großvater ererbten Got in Weigersdorf auf eigene Kosten eine Kirche zu Ehren der seligsten Jungfrau erbaut h¬aben und 1184 durch Bischof Otto weihen.
Im Gegensatz zu dieser Darstellung vertritt Franz Heidingsfelder in einer Veröffentlichung ¬der Gesellschaft für fränkische Geschichte »Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt“ die Meinung, daß
»Wigerichesdorf nicht wie herkömmlich angenommen wird Weigersdorf bei Eich¬stätt, sondern Weihersdorf bei Berching ist. Weigersdorf hat als Kirchenpatron den hl. Andreas; auch der Umstand, daß Albert von Holnstein die Vogtei übertragen erhält, spricht für Weihersdorf. Die urkundliche Form für Weigersdorf ist Wicrammesdorf. «
Wie immer sich die Frühgeschichte auch argumentieren läßt, so war die alte Kirche baufällig und klein, hatte nur einen Altar und auch nur eine Glocke. Pfarrer Spaney (1674 — 1703) beschaffte ein Altarbild mit Darstellung der besonders hier verehrten Hei¬ligen; den Kirchenpatron Andreas, den hl. Wendelin, dessen Fest seit Spaneys Zeiten ei¬nen eigenen Gottesdienst erhielt und den hl. Vitus mit dem Fest am Schauerfeiertag.
Für einen Kirchenneubau ergibt 1738 ein Kostenvoranschlag eine Bausumme von 843 Gulden. Die alte Kirche hat nur »inwändig ausbeschütte Gemäuer und bede sehr schlech¬te Seithen Gemäuer und müssen vom Fundament auf neu erbauth werden.«
Einen weiteren Überschlag hat Josef Leittner aus Pollenfeld 1743 abgegeben zu 849 Gulden. Erweiterung von 26 x 19 Fuß (7.8 x 5.7 m) auf 30 x 22 x 18 Fuß (9 x 6.6 x 5.4 m) . Im Jahre 1745 erfolgt Riß und Überschlag von Baudirektor Gabrieli und Akkord mit Po¬lier Dominikus Barbieri um 1267 Gulden, bei Abmessungen von 36 x 24 x 21 Fuß für das Langhaus und 15 x 12 Fuß für den Chor, Turm soll um 16 Fuß erhöht werden.
Vom »hochlöblichen Geistlichen Rath wurde numehro 1746 beschlossen, die Direction über den Kirchenbau einen hochwürdigen Domb Capitul gänzlich zu überlassen, wie dann von Seiner Hochwürden und Gnaden Herrn von Reinach, Hoff Cammer Praesi¬denten, dieses Pau Weesen dem Dominico Barbieri überhaupt, inclusive 25 Gulden vor Bier und Brod auf die Handt und Dienstfuhren, in allem veraccordirt worden ist auf 1177 Gulden.«
Der Kirchenbau wurde vermutlich im Frühjahr 1746 abgeschlossen. An den Gesamt-kosten beteiligte sich das Domkapitel mit 879 und der Generalheiling mit 297 Gulden. Die Gemeinde Weigersdorf gibt 424 Fuder Steine gegen Bezahlung.
Im Jahre 1834, so berichtet im Büchlein der Armenseelenbruderschaft Pollenfeld, wur¬de der Turm fast vom Grund aus in seiner jetzigen Gestalt aufgebaut. In einem Schreiben der Königlichen Regierung des Regensgaues zu Regensburg an die Königliche Bauinspek¬tion in Ingolstadt vom 26. November 1835 stellt diese fest.:
»daß der Maueraufsatz an dem teilweise abgebrochenen Kirchturm zu Weigersdorf an so wesentlichen Mängeln leidet, daß die Vollendung dieses Baues den 'begründetsten Bedenken unterliegen.«
Ein Gutachten der Bauinspektion Ingolstadt vom 11. Juni 1836 berichtet von ungleich abgetragenen Mauern, auf die neue Steine gesetzt wurden, was die Stabilität des neuen Mauerwerks anzweifeln ließ. Der Gutachter stellte aber fest, daß
»das neue Mauerwerk, das nun beinahe 2 Jahre ausgeführt sein soll, mit Fleiß und la-genhaften Steinen gearbeitet ist, sich an den Verbindungspunkten mit den alten Thurm¬teilen bis hierher nicht die geringsten Ablösungen wahrnehmen lassen.«
Der Bau scheint aber trotzdem geruht zu haben.
Mit Schreiben vom 13. Dezember 1838 bittet der Zimmermeister Jos. Pfitzer die Kgl. Regierung von Mittelfranken in Ansbach »unterthänigst gehorsamst« um die Beglei-chung von 800 Gulden, die er in den vergangenen Jahren in den Bau investiert hat. Un¬ter dem 11. Februar 1939 wurde ein neuer Kostenanschlag über die vorzunehmenden Reparaturen an dem baufälligen Kirchturm in Weigersdorf erstellt. In dieser Aufrechnung wird auch die Herunternahme der Kuppel aufgeführt, was bedeutet, daß der alte Kirch¬turm von Weigersdorf eine Kuppel hatte. Die Reparaturarbeiten sind vermutlich 1839 durchgeführt worden.
Im Jahre 1860 erfolgte eine gründliche Renovierung der Kirche. Aus einem Akt ist eine Abrechnung in Höhe von 1107 Gulden 58 Kreuzer nachgewiesen, die Maurermeister Leo Maurer und Zimmermeister Hundsdorfer erstellten. Der Zimmermeister Hundsdorfer erhielt noch 2 Gulden 56 Kreuzer für die Reparatur des Seelenhauses. In einer Rechnung vom 10. Dezember 1863 wird die Reparatur und Verschönerung des »Todten- und Bein¬häusl« mit einen Betrag von 13 Gulden 18 Kreuzer erwähnt.
In einer Gemeindevisitation vom 28. Juni 1888 mahnt der Königliche Bezirksamtmann zur Reparatur des Kirchendaches sowie der Friedhofsmauer und regt an, dem Friedhof ein würdigeres Aussehen zu verschaffen durch Beseitigung von Schutt und Gesträuch.
1904 läßt Pfarrer Fellner die Kirche, vermutlich wegen einer bevorstehenden bischöfli¬chen Visitation, restaurieren.
Auf Kosten der Gemeinde werden anno 1916 das Langhausdach und das Dach des Turmes neu gedeckt.
Im Sommer 1930 hat eine umfassende Kirchenrenovierung stattgefunden, ausgeführt von der Münchner Kirchenmalerwerkstätte Richard Kuntze. Der kunstverständige Pfarrer Leinfelder von Pollenfeld wachte sorgfältig über die Durchführung der Maßnahme, die allgemein als sehr gelungen bezeichnet wurde. Zur Abschlußfeier der Kirchenrenovierung sang beim Andreasfest 1930 ein mehrstimmiger Lehrer-Chor unter Leitung des Schulrats eine Festmesse. Bürgermeister Nieberle hat die Sänger mit einer Einladung zu einem Fest¬mahl in seinem Hause belohnt.
Die Unkosten dieser Kirchenrenovierung gingen offenbar über das zu erwartende Maß hinaus. Es existiert noch ein Brief von Pfarrer Leinfelder an den Bürgermeister Nieberle, in dem er ihm den Rat gibt, vor Einsichtnahme in die Rechnungen eine wirksame Beruhi¬gungspille zu nehmen und sich zu setzen. Die Rechnungen lauten auf insgesamt 4000 Mark.
Die General Heiling Rechnung von 1749/50 verzeichnet eine Stiftung des 1745 ver-storbenen domkapitlischen Maurermeisters Hans Deller für St. Andreas in Weigersdorf in Höhe von 50 Gulden. Er stiftet für die neu erbaute Kirche, dem armen Gotteshaus, die Pflastersteine
»...und bey Caspar Pauser, Steinbrecher zu Workerszell, angewiesen, der dann we¬gen der zum vorgewesten Kürchenbau auff Weikherstorff geliferten Pflasterstein...sich abziehen und decourtiren lassen, nemlich 50 Gulden.«
Tabernakel
Am 5. Dezember 1873 bescheinigt Sixtus Pfaller die Unkosten in Höhe von 6 Gulden für die Abholung eines neuen Tabernakels in Kehlheim erhalten zu haben. Im Jahre 1912 wird ein neuer Tabernakel beschafft.
Deckengemälde
Im Chor Mariä Krönung, im Langhaus Martyrium des hl. Andreas von Hugo Ernst Murmann 1745. St. Vitus im Kessel und sechs kleinere Medaillons. Die Bilder sind hand¬werkliche Leistungen.
Altäre
An dem 1746 neu errichteten Hochaltar, mit stark barocken Nachklängen, waren der Eichstätter Bildhauer Josef Schorer, der das Laubwerk, zwei stehende Engel und zwei Seitenbilder um 50 Gulden schnitzte und der Eichstätter Maler Huge Ernst Murmann, be¬teiligt. Die Bilder der Seitenaltäre ebenfalls von Murmann; die General Heiling Rechnung enthält einen Betrag von 12 Gulden für je ein »Altar-Blättle« und 3 Gulden für das Mariä Hilfbild im Aufzug des Hochaltars. Schreinerarbeiten zum Choraltar führte Willibald Hain¬le von Eichstätt aus und die Kanzel in Stuck ausgeführt mit den 12 Apostelkränzen ist eine Schöpfung von Franz Horneis um einen Preis von 19 Gulden.
Glocken
Bereits vor 1804 waren 3 Glocken vorhanden. Eine der Glocken ist zersprungen; man hat diese mit einer anderen Glocke zusammengegossen, so daß nur 2 Glocken blieben. Auch im Jahre 1870 wird eine weitere Turmglocke um 219 Gulden umgegossen.
Im Jahre des Krieges 1917, so schreibt Bürgermeister Simon Schneider in seiner Orts¬beschreibung, wurden in hiesiger Gemeinde wiederum 2 Glocken abgegeben und am 25. Juni nach Eichstätt geliefert. Die mittlere Glocke mit der Inschrift: »Sit nomen domini be¬nedictum« hat Glockengießer Josef Leonhardt aus Eichstätt im Jahre 1869 gefertigt. Die 4 Zentner 36 Pfund schwere Glocke zeigte als Figur den hl. Andreas und die Muttergottes mit dem Jesuskind.
Eine kleinere, 2 Zentner schwere Glocke mit Darstellung des hl. Andreas und einem Kruzifix hat Michael Josef Stapf aus Eichstätt 1808 als Sterbe- und Wetterglocke gegos¬sen. Anno 1901 wird eine dritte Glocke und eine neue Turmuhr angeschafft.
Unter der Führung des Ökonomen Georg Baumeister und den Gemeindebürgern Bür¬germeister Simon Schneider, Karl Nüßlein, Andreas Margraf, Josef Nieberle, Andreas Leitner, Josef Meyer, Andreas Pfaller, Martin Kurz, Rupert Baumeister und Johann Kölbl wurde die Glocke im 1. Weltkrieg 1917 vom Turm abgenommen.
Im Jahre 1922 hat die Gemeinde 3 Sammlungen zur Beschaffung von neuen Glocken durchgeführt. Es mußte Geld und an Naturalien Holz nach Kubikmeter sowie Getreide nach Zentner in die Sammlung einbezogen werden. Nach einem Aufruf von Bürgermei¬ster Josef Nieberle war die Spendenfreudigkeit so groß, daß ein Überschuß von 42782 Mark verbucht werden konnte.
Aus mündlicher Überlieferung ist bekannt, daß der Bürgermeister das infaltionäre Geld unter Mithilfe mehrerer Personen gebündelt im Rucksack zum Glockengießer nach Ingol¬stadt brachte. Seine Bahnfahrt und die Glockenprüfung durch den Domkapellmeister ko¬stete zusammen 3000 Mark. Die neuen Glocken wurden in einem feierlichen Einzug in die Kirche geleitet und nach einer Segensandacht außen auf den Turm gezogen. Beim Montieren der Glocken entstand eine Bierrechnung in Höhe von 2.400 Mark.
Die Prüfung der neuen Glocken zusammen mit der noch vorhandenen ergab, daß ihr Klang nicht übereinstimmte. Die neuen Glocken mußten wieder abtransportiert und durch andere ersetzt werden. Im Zweiten Weltkrieg sind diese Glocken erneut der Kriegs¬rüstung zum Opfer gefallen.
Friedhof
Die alte Kirche besaß noch keinen Gottesacker. Man hat ihn vermutlich beim Bau der neuen Kirche 1745/46 angefügt. Der Zimmermeister Hecker aus Pollenfeld fertigt 1872 einen Situationsplan vom Friedhof in Weigersdorf an und erhält als Honorar 1 Gulden 30
Kreuzer.
In einem Revisionsbericht vom 18. Mai 1892 wird auf eine Strecke eingefallener Fried¬hosfmauer hingewiesen, der ein weiterer Teil droht nachzufolgen.
„Da das im Friedhofe höher liegende Erdreich Druck auf die Mauer ausübt, so ist für eine solide Herstellung Sorge zu tragen....“
Außerdem ist der Friedhof reinlicher zu halten so heißt es weiter, und die schiefstehen¬den Grabsteine sind wegen Unfallgefahr gerade zu richten.
Eine einschneidende Friedhosfveränderung hat die Gemeinde 1926 vorgenommen. Der Gemeindeweiher am Fuße des Friedhofbucks an der Pollenfelderstraße, der in frühe¬ren Gemeinderechnungen oftmals mit Reparaturen erwähnt ist, wurde aufgefüllt und zur Erweiterung des Friedhofs verwendet. Die südliche Baulinie verläuft nun entlang der Stra¬ße. Durch diesen Platzgewinn konnte die Gräberreihe an der westlichen Friedhofsmauer vor dem Eingang zur Kirche aufgelassen werden.
(Textquelle: Bert Braun, Chronik Großgemeinde Pollenfeld, Roth 1984, S 738-744)
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