St. Johannes der Täufer Wachenzell
Geschichte der Pfarrei
Als Pfarrei ist Wachenzell ausdrücklich im Jahre 1308 bezeugt. Von den in der Pfarrei wirkenden Priestern wird 1480 erstmals ein Geistlicher namentlich genannt, ab 1544 sind sie lückenlos bekannt.
Als im Schwedenkriege 1634 Pfarrer M Philipp Schwimmer starb, kam kein Nachfolger mehr, denn es herrschte damals großer Priestermangel. Außerdem war der Pfarrhof 1590 abgebrannt und lag noch in Trümmern. Die Pfarrei Wachenzell wurde mit der Nachbarpfarrei Pollenfeld vereinigt, jedoch weiterhin als eigene Pfarrei behandelt.
Im Jahre 1722 richtete die Gemeinde Wachenzell schließlich ein Bittgesuch an das Domkapitel, dass es als Ortsherr die Pfarrei wieder mit einem Seelsorger besetzen möge. Die Gemeinde bot an, das Holz für den Pfarrhofbau kostenlos zu liefern und Hand- und Spanndienste unentgeltlich zu leisten. Auch wies man daraufhin, dass die Kirche und der Turm von der Gemeinde instandgesetzt worden waren. Am 8. August 1724 erhielt Wachenzell mit Johann Willibald Betz endlich wieder einen eigenen Pfarrer. Damit war die „90-jährige Verwaisung“ beendet.
Nach 335 Jahren gibt es eine Parallele: Seit dem Jahre 1969 ist die Pfarrei Wachenzell wegen Priestermangels wiederum verwaist und wird erneut vom Pfarrer in Pollenfeld seelsorglich mit betreut. Das Pfarrhaus stand bis 1991 leer und wurde dann auf Erbbaurecht verkauft. Das frühere Mesnerhaus, von einem Schmied bewohnt, wurde 1724 als Schulhaus eingerichtet. Ab 1969 gehört die Schule von Wachenzell nach Pollenfeld.
Zur Pfarrei gehört seit dem späten Mittelalter das Dorf Somhüll; 1871 wurde Götzelshard aus der Pfarrei Altdorf nach Wachenzell umgepfarrt.
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Baugeschichte der Kirche
Die Kirche, bereits ein Steinbau, entstand wohl im 12./13. Jahrhundert. Von ihr ist noch der romanische Turm erhalten. Das Ziegelpflaster lag 1 m unter dem jetzigen Pflaster. Das Untergeschoß des Turmes war das Presbyterium der Kirche. An der Westseite schloss sich das Kirchenschiff an, das höchstens 10m lang war und ein steiles Dach hatte.
Das Patrozinium des hl. Johannes des Täufers ist zum ersten Mal 1458 bezeugt. Die jetzige Kirche wurde im Jahre 1765 unter Pfarrer Josef Apollonius Margraf erbaut. Der massige Turm wurde mit dem Neubau verbunden. Das neue Presbyterium wurde an die Südseite des Turmes angeschlossen und mit einem angelehnten Pultdach gedeckt. Davor kam das Kirchenschiff (13 m lang, 9,20 m breit, 6 m hoch) mit einem mäßig steilen Walmdach. Auf den alten Turm wurde die Glockenstube mit den großen Schallöffnungen aufgesetzt und darüber kam der einfache Helm. Konsekriert wurde die Kirche St. Johannes der Täufer durch den Eichstätter Weihbischof Heinrich Wendelin Von Kageneck am 14.7.1765.
Der Turm erlitt damals infolge des Umbaus arge Schäden. Er bekam Risse und senkte sich. Erst im Jahre 1908 versuchte man, diese Schäden zu beheben. Im gleichen Jahr wurde das neue Kirchenpflaster gelegt und über den Eingang eine Vorhalle gebaut. '1923 wurde das Kirchenschiff um 4,20 m nach Westen verlängert.
Im Jahre 1965 erhielt der Turm, der sich immer noch etwas senkte, ein stützendes Fundament. Die letzte Renovierung der Kirche fand im Jahre 1980 statt, nachdem 1969 der Einbau der Heizung erfolgt war.
Ausstattung der Kirche
In der Wachenzeller Pfarrkirche befinden sich drei barocke Altäre, die um 1650 entstanden sind. Der Eichstätter Maler Johann Chrysostomus Winck schuf 1770 das Hochaltarbild. Es stellt die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer dar.
Im Jahre 1864 schuf der Münchner Bildhauer Johann Wirth für die beiden Seitenaltäre die Statuen: Hl. Maria mit Kind und Hl. Wendelin,
Schutzpatron der Hirten und der Landleute, Bauern, Tagelöhner und Landarbeiter. Von diesem Bildhauer stammt auch die große Statue des Kirchenpatrons an der rechten Kirchenwand. Fast 100 Jahre lang stand diese auf dem Hochaltar, bis das kostbare Gemälde von Johann Chrysostomus Winck im Jahre 1963 wieder seinen ursprünglichen Platz erhielt. Der Hl. Leonhard von Limoges ist mannsgroß rechts am Hauptaltar mit einer Kette dargestellt. Er ist einer der 14 Nothelfer und wird als Patron für das Vieh, vor allem für Pferde, angerufen. Links vom Hauptaltar wird der Hl. Franziskus (Franz von Assisi) mit einem Kreuz in der Hand dargestellt.
In den Jahren 1951-53 wurde die Kirche außen und innen getüncht sowie drei Altäre, Kanzel, Orgel, Beichtstühle, Kommunionbank, Taufstein und Kreuzwegbilder neu gefasst. Ein großes Wandkreuz sowie die Holzstatuette des Hl. Johannes des Täufers auf dem Taufstein sind auch die Werke des Bildhauers Johann Wirth. 1768 wurden vom Eichstätter Meister Willibald Wunderer die 14 Kreuzwegbilder gemalt.
Im Jahre 1765 erhielt die Kirche eine Stuckkanzel. Die senkrechten Bilder an der Kanzel zeigen die vier Evangelisten Lukas, Matthäus, Johannes und Markus und den „fünften Evangelisten“ Daniel.
Die jetzige Orgel wurde 1938 von der Orgelbau-Firma Bittner, Eichstätt, gebaut und geliefert. Im Jahre 1901 erhielt die Kirche Deckengemälde. Sie wurden von den Kunstmalern Wilhelm Geromiller und Joseph Guntermann geschaffen und zeigen folgende Szenen:
St. Willibald segnet Wachenzell, Mariä Verkündigung und die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer.
Von besonderer Bedeutung für die Pfarrgemeinde ist das Gedächtnisbild ihrer größten Wohltäterinnen. der drei legendären Jungfrauen Adelheid, Kunigunde und Gundhildis, die der Sage nach der Gemeinde einen großen Wald stifteten. Auf dem Gemälde werden die Namenspatroninnen der Stifterinnen dargestellt. Die Widmungsinschrift lautet:
„Aus schuldigster Dankbarkeit gegen den dreyen Adelichen Jungfrauen und Schwestern Kunigundis, Adelheid und Gundhildis hat die gantze gmain von Wachenzell diße Taffel machen lassen wegen verschafften, Holtz. Anno 1710"
Bei der Verteilung eines großen Wald stückes, das man auf die genannte Stiftung zurückführte, erhielt im Jahre 1871 jedes Haus 19 Tagwerke.
Das Geläut
Die Glocken von Wachenzell könnten eine bewegte Geschichte erzählen, denn die Kirchengemeinde hatte mit ihren Glocken wenig Glück. Seit mehr als 500 Jahren läuten vom alten Kirchturm immer wieder andere Geläute.
Bis zum Jahre 1857 besaß Wachenzell nur eine Glocke mit ca. 135 kg. Diese Glöcklein erklang 400 Jahre. Erst im Jahre 1857/58 erhielt Wachenzell aus der Glockengießerei Rupert Gugg, Eichstätt, ein" neues Geläut.
Im Jahre 1873 zersprang die kleine St. Josephsglocke. Die neue St. Josephsglocke mit 110 kg wurde von Martin Kopfinüller, Eichstätt, gegossen.
1907 zersprang die große St. Willibaldglocke. Nun wurde ein neues, schweres Geläute bei Wendelin Vielwerth, Ingolstadt, angeschafft. Das Geläut kostete 4300 RM. Bischof Leo von Mergel weihte die Glocken am 30. Oktober 1907.
1917 wurden zwei Glocken des Bronzegeläutes - S. Maria und S. Joseph - zu Kriegszwecken beschlagnahmt. Der Verlust war nicht allzu groß, denn das Geläut war unrein. 1918 wurde eine kleine Marien-Stahlglocke als Behelfsglocke bei den Gebrüdern Ulrich - Apolda / Thüringen angeschafft. Sie wiegt 182 kg. Heute ist sie im Kirchturm abgestellt.
1935/36 wurden bei der Firma Karl Hamm, Regensburg, drei neue Glocken mit dem gleichem Gewicht wie das Geläut von 1907 bestellt und gegossen. Am 06.02.1936 wurden sie in Eichstätt von Bischof Michael Rackl geweiht. Am nächsten Tag kamen sie auf den Turm. Ihr Klang war rein, die Harmonie tadellos. Am 14.01.1941 musste die große und die mittlere Glocke für Kriegszwecke abgeliefert werden; übrig blieb nun die Glocke S. Joseph.
Schließlich wurden 1951 drei neue Glocken in der Glockengießerei Rudolf Pemer, Passau/Hackelberg, bestellt, ein Bronzegeläut:
S. Joannes Baptista, Ton F, 843 kg (Passau)
S. Maria, Ton A, 370 kg (Passau)
S. Joseph, Ton C, 283,5 kg (Regensburg)
S. Michael, Ton D, 156 kg (Passau)
Geweiht wurde das Geläut durch Generalvikar Josef Heindl, der aus Wachenzell stammt, am 24.06.1951.
Am 25.06.1951 erklang das Geläut zum ersten Mal. Das Geläut hat das Motiv „Salve Regina" (F - A - C - D - ) Gesamtgewicht: 1652,5 kg.