St. Nikolaus, Seuversholz
Die katholische Kirche St. Nikolaus ist eine Filiale von Pollenfeld, Früher zur Pfarrei Titting gehörend, wird Seuversholz 1355 ausgepfarrt.
Kirche bereits 1550 vorhanden, da in einem Salbuch vermerkt, daß der Ort Seuvers-holz in die Pfarrei Pollenfeld gehört.
»...und der Pfarrer daselbst sol schuldig sein alle Wochen am Montag zu Seuversholz Meß zu halten.«
Turm und Friedhofmauer haben darauf hingedeutet, daß sie einst zur Verteidigung dienten. Im Jahre 1564 mußte diese Kirche wegen Einsturzgefahr neu gebaut werden. Am 8. Oktober des gleichen Jahres erhält das neu erbaute Gotteshaus durch Weihbischof Leonhard Haller zu Ehren St. Nikolaus die Weihe. Generalvikar Priefer berichtet von der Ausschmückung der ganzen Kirche mit Malereien und verzeichnet zwei schöne Altäre.
Im Jahre 1676 Reparaturen am Turm und Langhaus der Kirche und an der Friedhofs-mauer aus Heilingmitteln, ebenso 1769 um 218 Gulden. Die Pfarrkinder leisten die soge¬nannten Liebesfuhren.
Nach mehr als 100 Jahren war die Kirche wieder dem Zerfall nahe und Pfarrer Spaney ließ sie 1698 zum Teil neu bauen. Der Turm und das Kirchenschiff wurden um 6 Fuß er¬höht, die Sakristei erweitert und die Friedhofsmauer mit Beinhaus wieder instandgesetzt. Gleichzeitig erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar und der bisherige Hochaltar dem hl. Rochus und Sebastian geweiht und als Seitenaltar weiter verwendet. Im Jahre 1822 ergab sich die Notwendigkeit, das Langhaus um 15 Fuß zu verlängern, dabei wurde ein dritter Altar zu Ehren Mariä Himmelfahrt aufgestellt sowie um 1 200 Gulden eine neue Kanzel gebaut. Erneut muß 1859 der Kirchturm mit einem finanziellen Aufwand von 564 Gul¬den repariert werden.
Pfarrer Geyer ließ von 1863 bis 1867 die drei Altäre erneuern und mit neuen Bildern bemalen, die Wohltäter bezahlt haben. Pfarrer Fellner hat 1903 die Kirche restaurieren lassen, versah sie mit Deckenbildern, gemalt von Bittelmayer aus Eichstätt und beschaffte von Orgelbauer J. Bittner aus Eichstätt eine neue Orgel um den Preis von 2270.— Mark.
Am 10. Juli 1925 Vergleich zwischen Kirchenverwaltung Seuversholz: Die Gemeinde anerkennt die Grundstücke von 1853 als Alleineigentum der Kirchen¬stiftung sie anerkennt ein Drittelanteil der Kirchenstiftung am Schulhaus
sie löst den Anteil der Kirchenstiftung mit 2 000 RM ab gegen Anrechnung von 1 500 RM für Einrichtung der Wasserleitung und des elektrischen Lichtes in der Kirche, für Beschaffung einer Glocke samt Glockenstuhl, für Raparatur des Daches und der Orgel und zahlt den Rest von 500 RM in jährlichen Raten von 100 RM. Notariell ver¬brieft am 18. Dezember 1933.
Kirchenbeschreibung aus dem Jahre 1928
Der Turm erhebt sich quatratisch. Das Obergeschoß ist in Fachwerk ausgeführt und verputzt. Langhaus flach gedeckt und Fenster stichbogig. Die Schallöffnungen, je zwei auf jeder Seite, oben und unten in Stichbogen geschweift. Ziegelhelm mit vierseitiger Laterne, letztere schließt mit einer Spitze ab. Das Obergeschoß ist in Fachwerk ausgeführt und ver¬putzt. An der Südseite des Chores ist die Sakristei angebaut. Im Ostturm der Chor mit ba¬rockem Kreuzgewölbe.
Altäre und Kanzel
Eine Pfarrchronik um 1822 weist auf zwei Altäre mit je 2 Säulen hin, deren Oberbilder neu sind. Die Kanzel schuf 1743 der bekannte Stukkateur Franz Horneis aus Eichstätt um den Preis von 20 Gulden. Das kunstvolle Werk wurde 1822 entfernt.
Sakramentsnische
Die Nische öffnet sich im Stichbogen mit umfangreich profiliertem Deckensims. Maßwerkblenden in den Zwickeln, an den Seiten des Nischenbogens. Vermutlich stammt die 1,05m hohe Nische aus dem frühen 15. Jahrhundert.
Holzfiguren
St. Maria mit dem Jesuskind, das die rechte Hand um den Hals der Mutter Maria legt. Figur stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts und ist 0,9m hoch. Eine weitere 0,8 m hohe Holzfigur zeigt St. Leonhard und ist um 1510 entstanden. Die Darstellung St. Anna Selbdritt in Barock vom Ende des 17. Jahrhunderts. Sie trägt das Jesuskind auf dem Arm. Maria, als Mädchen steht neben ihrer Mutter und reicht dem Jesuskind einen Apfel. Rosenkranzmuttergottes, 1,2m hoch um 1700.
Glocken
Umschrift in gotischen Kleinbuchstaben zwischen Zinnen und Maßwerkfries: ave-maria-gracia-plena-dominus-tecum-benedic. Glocke ist spätgotisch aus dem Ende des 15. oder zu Anfang des 16. Jahrhunderts und hat 0,9m Durchmesser. Die zweite und größere Glocke stammt aus der Werkstatt von Matthias Stapf aus Eichstätt und wurde 1764 gegossen. Am Glockenmantel Kruzifix mit Maria und Johannes sowie Mariahilfre¬lief; Glockendurchmesser 1 m. Im Jahre 1909 hat die Gemeinde Seuversholz eine dritte Glocke zu 13 Zentner gestiftet. Im April 1950 hat die Gemeinde den Ankauf von neuen Kirchenglocken beschlossen.
Kelch und Antependium
Der Eichstätter Goldschmied Johann Jakob Ernst liefert 1730 nach Seuversholz um 23 Gulden einen neuen Kelch.
Im Jahre 1736 fertigt der Schreiner Jakob Bochler aus Eichstätt für 24 Gulden einen neuen Vorsatz am Altar, ebenso 1769 der Schreiner Willibald Wunder, der ein weiteres Antependium für einen Altar geliefert hat.
Langhausneubau 1974
Im November 1962 wird der Neubau einer Kirche in Erwägung gezogen, um die Be-gräbnisstätten im alten Friedhof zu vermehren. Es wird vereinbart und vorgeschlagen, die neue Kirche östlich und außerhalb der unter Denkmalschutz stehenden Ringmauer zu er¬richten. Der Turm sollte stehen bleiben und der Turmchor als Kapelle und Aussegnungs¬halle verwendet werden. Mit einer Zustimmung durch das Bischöfliche Ordinariat konnte im Oktober 1967 nicht gerechnet werden und scheiterte an der Finanzierung. Einen er¬neuten Bauauftrag 1973, verbunden mit der Zusage eines Zuschusses von 150000.—DM aus Kirchensteuereingängen, hat das Ordinariat genehmigt. Der Kostenvoranschlag betrug für die Gesamtherstellungskosten einer neuen Kirche, einschließlich Einrichtung und Ausstattung 356000.— DM.
Im Oktober 1973 wird die Genehmigung durch die Regierung von Oberbayern zum Abbruch des Kirchenschiffes erteilt und im März 1974 das Richtfest gefeiert.
Der Neubau, ein einfacher Rechteckraum für 125 Sitzplätze, ist in den Abmessungen innerhalb der Friedhofsmauer aufgeführt. Bestimmend für die Gestaltung des Innenrau¬mes waren ausschließlich die Erhaltung des Turmes mit dem Chorbogen und die Einbe¬ziehung der restaurierten Einrichtung und Austattung; die neben dem künstlerischen, vor allem auch einen unersetzbaren Erinnerungswert für die Seuversholzer Bürger besitzen. Die drei Altäre sind übernommen, von Grund auf restauriert und im neuen Raum wieder aufgestellt. Der Hochaltar steht im Turmchor an gleicher Stelle wie früher und die Seiten¬altäre konnten vor großflächigen Wänden bis zum braungefärbten Dachgebälk reichend, gemeinsam mit dem erhaltenen Chorbogen in harmonische Beziehung gebracht werden.
Der aus heimischen Jura-Marmor neue, massiv und schwere Volksaltar, bildet auf der ge¬räumigen Altarinsel das optische Zentrum und fügt so die drei Altäre als Einheit im gesam¬ten Altarbereich zusammen. Im Gewänge des Presbyteriums wurde ebenfalls das sehr schöne, gotische Sakaramentshäuschen, zur Aufnahme des Allerheiligsten, restauriert und erhalten. In mühsamer Kleinarbeit mußten die Steinteile ausgebaut und in neuer Höhe wieder in das Bruchsteinmauerwerk der Turmwand eingefügt werden. Auch der Op¬ferstock, eine Natursäule mit der eingemeißelten Jahreszahl 1702 ist nach sachgemäßer Überarbeitung erhalten geblieben. Darüber hinaus sind sechs kostbare Figuren aus der al¬ten Kirche an geeigneter Stelle in Neubau wieder aufgestellt, dazu die Rosenkranzmadon¬na am Scheitelpunkt des Chorbogens.
Für Betbänke, Lespult, Beichtstuhl, Sakristeieinrichtung und der gesamten Empore hat der planende Architekt Max Breitenhuber aus München, ein gebürtiger Seuversholzer, ausschließlich gebeiztes Fichtenholz verwendet. Die Beheizung der Kirche mit Sakristei erfolgt über abgehängte Gas-Flächenstrahler, die in kurzer Zeit angenehme Wärme schaf¬fen.
Die Schlußabrechnung hat die erfreuliche Feststellung ergeben, daß die Gesamther-stellungskosten von 300000.— DM noch unter dem Kostenvoranschlag geblieben sind.
(Textquelle: Bert Braun, Chronik Großgemeinde Pollenfeld, Roth 1984, S 540-545)
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